Als familiengeführtes Unternehmen mit eigenen vollstufigen Produktionsstandorten in der Türkei und Ägypten ist die Weberei Pahl tief in textilen Lieferketten verankert. Nachhaltigkeit ist fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie und unserer Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt.
1. Einleitung und Grundhaltung
Wir orientieren uns an international anerkannten Standards:
- UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte
- OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen
- ILO-Kernarbeitsnormen
- Nationale Aktionspläne und sektorale Leitlinien (z. B. Textilbündnis)
Unsere Grundsatzerklärung bildet das Fundament unseres Handelns. Sie ist öffentlich einsehbar und wurde durch Richtlinien zu Menschenrechten, Kinderarbeit, Diskriminierung, Gesundheit und Umweltschutz ergänzt. Die in der Grundsatzerklärung genannten Werte und Prinzipien werden durch konkrete Maßnahmen zum Umgang mit menschenrechtlichen und umweltbezogenen Risiken unterlegt. Eine Übersicht über priorisierte Risiken und etablierte Sorgfaltsprozesse findet sich in den nachfolgenden Kapiteln dieses Berichts.
2. Risiken & Sorgfaltsprozesse
Unsere Risikoanalyse basiert auf einer strukturierten Erhebung entlang der Lieferkette (Tier 1 und Tier 2) und bewertet Eintrittswahrscheinlichkeit sowie Schwere der Auswirkungen. Priorisierte Risiken betreffen:
- Arbeits- und Gesundheitsschutz
- Diskriminierung vulnerabler Gruppen
- Umweltwirkungen in den Nassprozessen
- Zugang zu existenzsichernden Löhnen
Unsere Maßnahmen umfassen u. a.:
- Regelmäßige externe Auditierungen (z. B. Sedex SMETA)
- Vor-Ort-Besuche durch eigene Auditoren
- Zertifizierungspflicht (z. B. Oeko-Tex Step, GOTS, GRS)
- Aufbau eines Beschwerdemanagements
- Einsatz von Nachhaltigkeitskoordinatoren in unseren eigenen Produktionswerken in Ägypten & Türkei; mit weiteren Tier-1-Lieferanten werden ergänzende Maßnahmen durchgeführt (z. B. Audits, Fragebögen, individuelle Rücksprachen)
2.1 Priorisierte Risiken im Überblick
Unsere Risikoanalyse (Stand Juli 2025) priorisiert menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken auf zwei Ebenen:
(a) Sektorspezifisch gemäß OECD-Leitlinien für die Textilbranche:
| Risikoart | Gewichtung |
|---|---|
| Diskriminierung, sexuelle Belästigung, Genderungleichheit | mittel |
| Arbeitszeit und Überstunden | mittel |
| Arbeitsschutz (z. B. Maschinen, Ergonomie) | mittel |
| Treibhausgasemissionen und Klimawirkung | niedrig |
(b) Länderspezifisch in Bezug auf unsere Standorte:
Basierend auf eigener Bewertung und externer Quellen (u. a. amfori, ITUC) wurden folgende Länder-Risiken mit erhöhter Relevanz eingestuft:
- Türkei: Lohnstabilität, Rechte von Frauen und Minderheiten
- Ägypten: Inflation, existenzsichernde Löhne, Meinungsfreiheit
- Indien, Pakistan: gesellschaftliche Ausgrenzung, Diskriminierung, Arbeitsrechte
Diese priorisierten Risiken bilden den strategischen Ausgangspunkt für die weitere Maßnahmenplanung. Konkrete Zuordnungen von Maßnahmen zu diesen Risiken erfolgen im Rahmen der Jahresplanung und im Abgleich mit den Funktionen der Nachhaltigkeitskoordination, Beschwerdeauswertung und Auditberichten. Dabei orientieren wir uns an den tatsächlichen Handlungsbedarfen je Standort, wobei das Verhältnis von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensschwere die Priorität bestimmt. Die Risikoerhebung wird jährlich aktualisiert und ist fest in unser Nachhaltigkeitsmanagement eingebettet. Rückmeldungen von direkten Zulieferern werden strukturiert über Fragebögen und persönliche Gespräche erfasst und in die Risikoanalyse eingebunden. Dabei wird darauf geachtet, dass Antworten so dokumentiert sind, dass sie in der Analyse bewertet und mit internen Einschätzungen abgeglichen werden können.
3. Umgang mit Stakeholdern & vulnerablen Gruppen
Wir identifizieren regelmäßig besonders schutzbedürftige Gruppen entlang unserer Lieferkette. Aktuell dokumentiert:
| Land | Vulnerable Gruppe |
|---|---|
| Ägypten | LGBTIQ+, Frauen, Kinder, Behinderte Menschen |
| Türkei | LGBTIQ+, Frauen, Kinder, Behinderte Menschen |
| Pakistan | LGBTIQ+, Frauen, Kinder, Behinderte Menschen |
| Indien | LGBTIQ+, Frauen, Kinder, Behinderte Menschen |
| Deutschland | LGBTIQ+, Frauen |
Für diese Gruppen bestehen spezielle Schutzmechanismen, z. B.:
- Ansprechpartner vor Ort
- human rights policy & Antidiskriminierungsrichtlinien
- vertrauliche & mehrsprachige Kommunikation
- Sensibilisierung der Führungskräfte
4. Beschwerdemechanismus & Ergebnisse
Unser mehrstufiges Beschwerdesystem umfasst:
- Vorschlags- & Beschwerdeboxen vor Ort
- Anonymisierte Online-Formulare (DE/EN/TR/AR)
- Vertrauenspersonen & Koordinatoren als Anlaufstellen
- Regelhafte Dokumentation & Auswertung
Themenschwerpunkte der Beschwerden 2022–2025 (Standort Ägypten):
Alle Beschwerden wurden als sachlich berechtigt eingestuft, ohne direkte Verursachung durch Weberei Pahl. Alle Anliegen wurden dokumentiert, bearbeitet und Maßnahmen eingeleitet (z. B. Installation von Heizlüftern, Beleuchtung, Betreuungslösungen).
| Themenfeld | Anzahl |
|---|---|
| Gesundheit & Hygiene | Hoch |
| Wasser & Wärme | Hoch |
| Beleuchtung | Mittel |
| Sauberkeit | Mittel |
| Kinderbetreuung | Gering |
| Lärm & Raumklima | Gering |
| Urlaub & Struktur | Gering |
Die Wirksamkeit wird anhand folgender Kriterien bewertet:
- Anteil der Tier-1-Lieferanten mit präventiven Arbeitsschutzmaßnahmen
- Themenhäufigkeit und Wiederholung
- Umsetzungsquote von Maßnahmen
- Bearbeitungszeit & Rückmeldung
Fortschritte & Wirksamkeit: In den vergangenen Jahren konnten wir beobachten, dass Beschwerden zunehmend schneller bearbeitet und Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden. Wiederkehrende Anliegen sind zurückgegangen, was auf eine nachhaltige Wirkung der ergriffenen Schritte hinweist. Präventive Maßnahmen, etwa Arbeitsschutztrainings und verbesserte Sicherheitsstandards, haben dazu beigetragen, die Zahl der Beschwerden im Bereich Arbeitssicherheit zu stabilisieren. Diese Beobachtungen bestätigen, dass sowohl vorbeugende als auch abhelfende Maßnahmen spürbare Fortschritte erzielen.
5. Förderung existenzsichernder Löhne
1. Summary
Die Sicherung und Förderung existenzsichernder Löhne bleibt ein zentrales Ziel der Weberei Pahl. Auf Basis der aktuellen Risikoanalyse (2025) wurde das Thema in beiden Produktionsländern – Türkei und Ägypten – als priorisiertes menschenrechtliches Risiko bestätigt. Die Analyse zeigt, dass Lohnstabilität und Kaufkraft maßgeblich von Inflation, Wechselkursen und regionalen Lebenshaltungskosten abhängen. Durch unsere enge, familiär organisierte Struktur können notwendige Anpassungen schnell umgesetzt und negative Folgen für Beschäftigte wirksam abgemildert werden.
2. Maßnahmen, Fortschritt, Wirksamkeit, KPIs
Ergebnisse der Risikoanalyse (2025)
Die Risikoanalyse zeigt:
- Türkei: Inflationsbedingte Schwankungen und Unterschiede zwischen Branchenlöhnen und regionalen Lebenshaltungskosten; fortlaufende Beobachtung der Kaufkraft erforderlich.
- Ägypten: Steigende Lebenshaltungskosten und volatilere Preisentwicklungen erhöhen das Risiko einer Lohn-Kosten-Schere.
- Übergreifend: Informelle Beschäftigungsverhältnisse in vorgelagerten Stufen können Lohntransparenz und Gleichbehandlung erschweren.
Die Analysen wurden mit Benchmarks internationaler Quellen (z. B. GLWC, Asia Floor Wage und lokale Mindestlohnangaben) abgeglichen. Diese dienen der Einordnung, nicht der direkten Lohnfestlegung.
Maßnahmen und Fortschritte
- Regelmäßige Bewertung der Lohn- und Lebenshaltungskostenentwicklung in beiden Werken durch lokale Koordinatoren.
- Abstimmung von Preisanpassungen entlang der Beschaffungskette zur Sicherstellung der Lohnstabilität.
- Dokumentation der Lohnentwicklungen in den eigenen Werken als Bestandteil der jährlichen Risikoanalyse.
- Sensibilisierung der Zulieferer (Tier-1) über Fragebögen und individuelle Gespräche zu existenzsichernden Löhnen und Arbeitsbedingungen.
- Integration des Themas in Lieferantenbewertung und künftige Beschaffungskriterien.
Wirksamkeit und Fortschrittsmessung (qualitativ)
Die Wirksamkeit wird regelmäßig anhand folgender qualitativer Indikatoren beurteilt:
- Stabilität der Lohnentwicklungen trotz regionaler Preisschwankungen,
- Rückmeldungen aus Beschwerdekanälen und Audits ohne Hinweise auf Lohnverzögerungen,
- Positives Feedback aus Werksaustauschen und Belegschaftsgesprächen,
- Zunehmende Einbindung von Lieferanten in das Thema Living Wage.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die bisherige Vorgehensweise – kombiniert aus informellen und formalen Steuerungsinstrumenten – eine wirksame Stabilisierung der Einkommen in unseren Standorten unterstützt.
3. Bewertung (Wirtschaftlichkeit, Risiko, Umsetzbarkeit)
| Bewertungsdimension | Einschätzung | Begründung |
|---|---|---|
| Wirtschaftlichkeit | mittel | Preis- und Lohnanpassungen erfordern Koordination, sind aber integraler Bestandteil stabiler Lieferketten. |
| Risikominderung | hoch | Direkte familiäre Abstimmung ermöglicht schnelle Reaktion auf Krisen (z. B. Inflation, Wechselkurs). |
| Umsetzbarkeit | hoch | Kurze Kommunikationswege, lokale Koordinatoren und bestehende Managementstrukturen erleichtern Umsetzung. |
4. Empfehlungen und nächste Schritte (2026 ff.)
- Formalisierung der Dokumentation der Lohnbewertungen (jährlicher Vergleichsbericht je Werk).
- Weiterer Ausbau der Lieferantenkommunikation zu existenzsichernden Löhnen.
- Prüfung von Brancheninitiativen für gemeinsame Datenerhebung und Austausch
6. Verantwortlichkeiten
- Strategische Verantwortung: Geschäftsleitung Weberei Pahl
- Operative Umsetzung: Geschäftsleitung in Ägypten und Türkei
- Monitoring & Dokumentation: Sustainability-Koordinatoren mit Berichtspflicht an Geschäftsleitung in Ägypten, Türkei und der Weberei Pahl
- Kommunikation: Nachhaltigkeitsmanagement Weberei Pahl (extern & Website-Berichterstattung)
7. Lieferkettentransparenz & Herkunft
Als vertikal integriertes Unternehmen mit eigenen Produktionswerken in Ägypten und der Türkei können wir unsere direkten Geschäftspartner (Tier 1) vollständig erfassen und regelmäßig bewerten. Unsere Werke befinden sich zu 100 % in Unternehmenshand, wodurch wir volle Transparenz über Prozesse, Arbeitsbedingungen und verwendete Materialien in diesen Stufen haben.
Für vorgelagerte Stufen (Tier 2 und Tier 3) erfassen wir zunehmend Herkunftsorte, Materialquellen und involvierte Partner. Dabei orientieren wir uns an den Vorgaben des Grünen Knopf 2.0.1 und erweitern die Datentiefe schrittweise:
- Tier 1: Eigene Werke in der Türkei und Ägypten, regelmäßig auditiert und kontrolliert.
- Tier 2: Garnlieferanten mit Oeko-Tex, GOTS oder GRS-Zertifizierung; Herkunftsdaten werden dokumentiert.
- Tier 3: Erste Herkunftsinformationen zu Baumwolle und Recyclingmaterialien liegen vor; systematische Erfassung ist in Vorbereitung.
Unser Ziel ist es, alle Hauptmaterialien mittelfristig auf Ursprungsländer und nachhaltige Praktiken rückverfolgen zu können. Für sensible Lieferantenbeziehungen gilt ein erhöhter Monitoring-Standard. Die Nachhaltigkeitskoordinatoren begleiten diesen Prozess aktiv für die eigenen Produktionsstandorte und erfassen risikobasierte Datenpunkte zur Herkunft. Mit weiteren Tier-1-Lieferanten werden Herkunftsdaten zunehmend durch Audits, Zertifikate und individuelle Lieferantengespräche gesichert.
8. Verständlichkeit & Zugänglichkeit der Berichterstattung
Unsere Nachhaltigkeitsinformationen sind über unsere Website öffentlich zugänglich:
- Zentrale Adresse: www.weberei-pahl.de/verantwortung
- Verfügbare Inhalte: Grundsatzerklärung, Code of Conduct, Nachhaltigkeitsberichtserstattung, Zertifikate, Auditnachweise, Beschwerdeverfahren
- Sprachen: Deutsch (vollständig), Englisch (Code of Conduct, Nachhaltigkeitsberichtserstattung)
- Veröffentlichungsrhythmus: fortlaufend aktualisiert, mindestens einmal jährlich geprüft (siehe Versionshistorie in Dokumenten)
Die Inhalte wurden so gestaltet, dass sie für unterschiedliche Zielgruppen (Kunden, Geschäftspartner, Auditoren, Öffentlichkeit) verständlich sind. Die Struktur orientiert sich an Kernelementen des Grünen Knopfs und folgt dem Prinzip "Tue Gutes und rede darüber".
Sowohl im Text als auch in der Tonalität wurde auf klare Sprache und Transparenz geachtet. Inhalte sind nicht werblich, sondern beschreibend und nachvollziehbar dokumentiert. Die wesentlichen Dokumente sind eindeutig benannt, herunterladbar und mit Änderungsstand versehen.
9. KPI-basierte Fortschrittsmessung
Zur Bewertung des Fortschritts unserer Sorgfaltsprozesse setzen wir quantitative und qualitative Indikatoren ein. Diese ermöglichen es uns, Entwicklungen zu verfolgen, Erfolge messbar zu machen und Verbesserungsbedarfe zu identifizieren. Grundlage sind u. a. die in der Risikoanalyse definierten priorisierten Themen sowie die operativen Rückmeldungen aus Audits, Beschwerden und Koordinatorenberichten.
Beispiele für eingesetzte Kennzahlen:
- Anteil der auditierten Lieferanten mit Sozial- oder Umweltzertifizierungen
- Rückmeldungen aus dem Beschwerdemechanismus (Anzahl, Bearbeitungsquote)
- Fortschritte bei der Dokumentation von Lohnentwicklungen
- Anteil umgesetzter Maßnahmen aus dem Risikomanagement
Die KPIs werden jährlich überprüft und intern dokumentiert. Zur besseren Nachvollziehbarkeit erfolgt die Bewertung nach einem Ampelsystem:
- grün = erfüllt
- gelb = in Umsetzung / teilweise erfüllt
- rot = noch nicht erfüllt, Maßnahmen initiiert
In einzelnen Bereichen – wie z. B. der Rückverfolgung von Löhnen auf Tier-2-Ebene – besteht noch Entwicklungsbedarf. Hier sind erste Maßnahmen gestartet, die laufend durch unsere Nachhaltigkeitskoordination begleitet werden.
Diese Systematik erlaubt eine kontinuierliche Fortschrittskontrolle im Sinne des PDCA-Zyklus (Plan – Do – Check – Act).
10. Vergleich mit Vorjahren & Zielsystem
Wir vergleichen jährlich die Entwicklung zentraler Nachhaltigkeitsthemen auf Basis unserer Risikoanalyse, KPIs und dokumentierten Maßnahmen. Ziel ist es, Fortschritte transparent zu machen und Verbesserungsbedarfe frühzeitig zu erkennen.
Beobachtete Entwicklungen (Beispiele):
- Beschwerden: stabile Nutzung des Systems, Themenschwerpunkte konstant (z. B. Gesundheit, Raumklima)
- Risiken: priorisierte Risiken wie Diskriminierung und Arbeitssicherheit bleiben unverändert relevant
- Maßnahmenumsetzung: hoher Anteil kurzfristiger Maßnahmen aus 2024 bereits umgesetzt
- Lohnentwicklung: Verbesserungen auf Tier-1-Ebene dokumentiert; Tier-2-Fortschritte in Vorbereitung
Zielsysteme ergeben sich aus:
- den internen Risiko- und Maßnahmenplänen
- externen Standards wie GOTS, Oeko-Tex Step oder SMETA
- strategischen Zielvorgaben der Geschäftsführung
Die Zielerreichung wird auf Basis des internen Ampelsystems bewertet und in regelmäßigen Abständen mit den Nachhaltigkeitskoordinatoren in unseren eigenen Werken reflektiert. Bei weiteren Tier-1-Lieferanten erfolgt die Fortschrittsbewertung über projektbezogene Rückmeldungen, Auditergebnisse und Maßnahmenfeedback. Besonders in Bereichen mit strukturellem Entwicklungsbedarf (z. B. Herkunftstransparenz Tier 2+) werden Maßnahmen nach dem Prinzip "kontinuierlicher Fortschritt" verfolgt.
Diese systematische Fortschritts- und Zielbewertung ist integraler Bestandteil unseres jährlichen Nachhaltigkeitsreviews.
